Der RVV krankt ja schon länger aber mit dem Streit um das Semesterticket wurde nun ein neuer Höhepunkt erreicht.
Schon seit Jahren versucht das Management des RVV die Defizite durch Kürzung des Angebotes und Erhöhung der Fahrpreise auszugleichen. Leider scheint man dort nie zu lernen, daß diese Rechnung nicht aufgeht und wundert sich dann wieder wenn das Defizit am Jahresende noch größer ist als vorher.
Ein unattraktives Fahrtenangebot zieht nunmal keine Fahrgäste an und wenn man dann noch meint dafür noch mehr Geld verlangen zu müssen dann verstärkt man diesen Effekt noch. Schon jetzt findet z.B. ab 24:00 kein Nachtverkehr mehr statt und der Abendverkehr ab 19:00 ist ebenfalls schon sehr dünn. Nur Freitags und Samstags gibt es ein paar Nachtschwärmerlinien. Allerdings beschränkt sich das auf einige wenige Linien und jeweils auch nur 1-2 Fahrten, die dazu noch zuschlagspflichtig sind.
Ebenso verschließt man sich seit Jahren selbst den einfachsten Konzepten mit denen man ohne zusätzlichen Aufwand eine Taktverbesserung erreichen könnte. So könnte man in einem Abschnitt in dem zwei Linien den gleichen Weg haben die Taktdichte verdoppen wenn man die Fahrzeiten versetzt. Bislang wurde das nur für die Linien 8 und 10 ab 19:00 zwischen Dachauplatz und Königswiesen umgesetzt. Das ist auf beiden Linien der am stärksten frequentierte Abschnitt und man hat so in diesem einen 15 Minuten Takt ohne daß man mehr Fahrten bräuchte. Derartige Verbesserungen wurden von einem SPD-Stadtrat (sic!) schon vor Jahren vorgeschlagen aber nie umgesetzt (bis auf den genannten Fall). Ebenso schafft man es seit Jahren nicht Anschlüsse zu koordinieren oder für ein gleichmässig verteiltes Fahrtenangebot zu sorgen. So fahren etwa abends die Linien 1,2a und 6 am Arnulfsplatz immer gleichzeitig ab und faren dann quasi im Block bis Albertstraße. Dabei behindern sie sich gegenseitig, weil an den Haltestellen nicht so viel Platz ist. In der Gegenrichtung oder auch in der Albertstraße wird genauso verfahren. So fahren innerhalb von ein paar Minuten x Busse die selbe Route in dem Abschnitt und danach für mindestens 30 Minuten dafür dann wieder garkeiner. Wie das wirtschaftlich sein soll bei der Menge abendlicher Fahrgäste ist mir schleierhaft. Abgesehen davon widerspricht man sich hier auch noch selbst, hatte man doch mit genau dieser Begründung (gleicher Weg wie andere Linie) etliche Abendfahrten auf der Linie 4 in Richtung Uni gestrichen weil Linie 4 und 1 hier die gleiche Strecke fahren!
Ebensowenig ist der RVV willens auf Großereignisse wie etwa Bürgerfest, Brückenfest, Ostengassenfest oder auch schlicht verkausoffene Sonntage mit entsprechenden Sonderfahrplänen zu reagieren.
Man könnte diese Liste noch fortführen aber langer Rede kurzer Sinn: wenn man mit einem solchen Angebot defizitär ist so ist das nicht unbedingt verwunderlich. Das muss das RVV Management entilich lernen bevor es zu spät ist. Ein attraktives ansprechendes Fahrtenkonzept zu vernünftigen Preisen zieht auch wieder Fahrgäste an während das aktuelle das Gegenteil produziert.
Verbessert hat sich in letzten Jahren nur das Fahrtenangebot auf der Schiene und das ist kein Verdienst des RVV sondern des Landes Bayern.
1997 führte man ein Semesterticket ein das im gesamten Zonengebiet für ein Semester gültig ist. Für viele Studierenden war es eine Verbesserung weil das Preis/Leistungsverhältnis vernünftig war und man so Bahn und Bus nutzen kann. Dies wird nun zu Nichte gemacht weil man mal wieder mehr Geld will. Der RVV ist immernoch defizitär und die Eisenbahngeselschaften im Verbund (EVU) wollen auch mehr Geld. Dazu wurde ein neues Konzept vorgelegt das für die Studenten erhebliche Preissteigerungen (z.T. mehrere 100%!) bedeuten würde. Nach diesem Konzept gäbe es ein Grundticket das Zone 1-2 abdeckt und etwa 49 EUR kostet. Weitere Zonen müsste man dann teuer zukaufen. Alternativ will man die jetzige Regelung beibehalten allerdings bei einer Preiserhöhung um knapp 50%. Das Ticket würde dann 72 EUR kosten. In beiden Fällen würde hier die vom Verkehrsministerium festgelegte Obergrenze von 63 EUR “gesprengt”. Damit wäre die Regelung in beiden Fällen vor dem Verwaltungsgericht anfechtbar. Der Leidtragende in dem Fall wäre das Studentenwerk weil das über deren Beitrag abgerechnet wird. Die müssten dann zurückzahlen und wären quasi ruiniert weil Sie sich das Geld dann erstmal vom RVV wieder erstreiten müssten. Aber wie gesagt auf diesem Ohr ist der RVV offensichtlich taub.
Der andere Part sind die EVU. Diese sind bislang mit 7 EUR an dem Ticket beteiligt, den Rest kassiert der RVV. Diesen Anteil wollen die EVU jetzt auf 25 EUR steigern! De Facto wird doch deren Fahrtenangebot bereits jetzt zu mindestens 2/3 kraft langjährigem Verkehrsvertrag vom Land Bayern aus Steuergeldern finanziert, das restliche Drittel aus dem normalen Fahrkartenverkauf. Somit wären das Mehreinnamen von 18 EUR pro Nase und Semester die die EVU als Gewinn verbuchen können.
Ich finde es gut das wir in Regensburg eine aufgeweckte Studierenenschaft haben die sich nicht von sowas in die Irre führen lässt und deshalb beide Alternativen abgelehnt hat. Maximal 59 EUR würden die Studenten zahlen womit der mögliche Betrag wegen der Deckelung nahezu ausgeschöpft ist.
Es ist typisch für die regensburger Politik das man nun auf Stur schaltet und das Semesterticket lieber sterben lässt. Wenn man so weitermacht dann wird es bald in Regensburg garkeinen ÖPNV mehr geben.
Für mich ist ÖPNV ein Dienst am Bürger (schreibt der RVV das nicht sogar manchmal auf die Zielanzeiger seiner Busse?
) und als solcher sollte er vielleicht wirtschaftlich aber keinesfalls gewinnorientiert laufen!